Wagner

Projekt Kurzbeschreibung

Industrial Design: Update für eine Industriehalle
Einbau einer Betonbrücke hebt Bau aus den 70ern auf aktuelles Niveau

Ein typischer Industriebau aus den 1970er Jahren soll in eine moderne Halle für Entwicklung, Versuch und Service verwandelt und auf ein zeitgemäßes Niveau gebracht werden: Das war die zentrale Herausforderung bei diesem Modernisierungsprojekt des Unternehmens J. Wagner GmbH in Markdorf. Das Ergebnis mit all seinen neuen Funktionen sollte auf Wunsch des Bauherrn ansprechend gestaltet sein und sich an ein internationales Publikum richten.

Parallel zur neuen Gestaltung sollte auch die Organisationsstruktur der Hallenbereiche neu geplant werden: Produktentwicklung, Dauerlauferprobung, Versuch und Spritzkabinen. Ausgelagerte Bereiche wie Reparatur und Service sollten wieder in das Hallengefüge integriert werden.

„Sämtliche Abstimmungen dazu fanden in großer Runde statt, komplett transparent, mit flacher Hierarchie, sehr angenehm, konstruktiv und auch kontrovers – und immer lebendig.“ – Franz Frankenhauser

 

Die ursprüngliche Halle stammt aus dem Jahr 1975. Vorgesehen war sie damals für die mechanische Fertigung von Bauteilen für Spritzpistolen und Pulverlackbeschichtungsanlagen. Auf dem kompletten Hallenareal befanden sich Einbauten, die im Lauf der Zeit nachträglich eingefügt wurden. Das ergab eine insgesamt unklare Struktur des Innenraums. Die Gesamtsituation in der Halle war dunkel und lichtarm. Gearbeitet wurde daher ständig mit künstlichem Licht.

Das Herzstück der Modernisierung war der Einbau einer Betonbrücke auf halber Hallenhöhe. So entstand auf einer neuen, zweiten Ebene Platz für zusätzliche Betriebsräume.

Die Brücke selbst ist eine freistehende Betonkonstruktion aus Stahlbetonfertigteilen. Sie ist 70 Meter lang und zehn Meter breit. Durch ihren Einbau wurden klare Organisationsstrukturen und Aufgabenteilungen möglich. Auf der Brücke mit ihrem breiten Flur befinden sich nun Büros, Schulungs- und Konferenzräume sowie eine Kaffeelounge, in der die Menschen im Unternehmen kommunizieren und sich aufhalten können. Diese zusätzlichen Bereiche zu schaffen war Teil der Gesamtaufgabe.

 

„Mit dieser Brücke wurde unsere Philosophie des Industrial Design in Reinkultur hervorragend umgesetzt.“ – Franz Frankenhauser

 

Alle Materialien für Decken und Fußböden sind hoch schallabsorbierend. Somit ist der Geräuschpegel in den Gruppenbüros sehr angenehm. Erreicht werden kann die Galerie entweder über eine freistehende Stahlwangentreppe mit Holztritten oder barrierefrei über einen Aufzug.

Unterhalb der Brücke liegen heute die Meisterbüros – in direktem Kontakt zu den Bereichen für Versuch, Reparatur und Service. Auch Spritzkabinen für Versuche mit wasser- und lösemittelhaltigen Lacken sind in der Nähe dieser Meisterbüros.

In diesem Hallenareal wurden auch neue, edle Schallschluck-Kabinen errichtet. Dort kann Schall von bis zu 95 Dezibel absorbiert werden. Die Kabinen eignen sich für die Dauerlauferprobung von Geräten. Durch ihre Verglasung haben sie die optische Qualität eines Show-Rooms. Hier im Erdgeschoss wurde ebenfalls eine Kaffeelounge mit hoher Aufenthaltsqualität eingerichtet.

Auch von außen sieht die Industriehalle nach ihrer Modernisierung ganz anders aus: Die Süd- und Westseite, wo früher Blechfassaden waren, besteht heute aus großzügigen Glasflächen. Ergebnis: Alle Räume bekommen natürliches Licht. Im Halleninneren entstand eine lichtdurchflutete Raumatmosphäre.

Die Gestaltung dieser modernisierten Industriehalle folgt dem Ansatz des Industrial Design: Konstruktionselemente, Versorgungsleitungen, Sprinkleranlagen oder Akustikflächen sind sichtbar geblieben. Auf dieser Basis wurde eine bestehende Industriestruktur aus den 1970er Jahren mit zeitgemäßen Gestaltungselementen ergänzt und harmonisiert.

Dabei wurden die CI (Corporate Identity)-Farben des Auftraggebers, das Gelb des Stammhauses sowie das Rot der amerikanischen Tochtergesellschaft, in die Gestaltung integriert.

  • Projekt: Modernisierung Industriehalle
  • Baujahr: 1975/2021
  • Anspruch: Effektive Organisationsstruktur und zeitgemäße Gestaltung für internationales Publikum
  • Auftraggeber: J. Wagner GmbH, Markdorf
  • Hallenfläche: E0 (EG) 3560 Quadratmeter
    E1 (Galerie) 715 Quadratmeter
  • Hallenhöhe: 9 Meter
  • Info: www.wagner-group.com
  • Architektur + Bauleitung: Franz Frankenhauser, Dipl. Ing. Arch.
  • Fotos: Günther Berber, Reutlingen, https://www.werbefoto-reutlingen.de/
  • Textgestaltung: Sylvia Ailinger, Ravensburg, s.ailinger@t-online.de